Über eine Million SARS-CoV-2-Tests wurden in Deutschland seit Anfang März durchgeführt. „Eine großartige Leistung der fachärztlichen Labore in Deutschland in einer für uns alle kritischen Zeit“, sagte Dr. Michael Müller, 1. Vorsitzender des ALM e.V. bei der heutigen Pressekonferenz der Akkreditierten Labore in der Medizin, ALM e.V. Wie schon in der vergangenen Woche stellte der größte fachärztliche Laborverband die aktuellen Zahlen zur Labordiagnostik im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie vor.
Insgesamt wurden laut Datenanalyse des ALM, an der sich bundesweit bereits über 100 medizinische Labore beteiligen, seit Anfang März rund 1.060.000 Tests durchgeführt. Im Vergleich zur letzten Erhebung stieg dabei die Zahl der Tests pro Woche weiter auf 332.414 Tests (KW 14) an. Und auch die Testkapazität für die laufende Woche wurde abermals gesteigert auf jetzt 100.000 Tests pro Tag – allein aus den Laboren, die an der Datenerhebung teilnehmen. „Die fachärztlichen Labore tragen damit einen maßgeblichen Teil zur Sicherung der Versorgung mit der SARS-CoV-2-Diagnostik bei“, so Dr. Müller, Facharzt für Laboratoriumsmedizin.
Auch beim Thema Antikörpertests sind die vertragsärztlichen Labore im ambulanten Bereich maßgeblich beteiligt: „Derzeit werden diese in einigen unserer Labore durchgeführt“, sagt Prof. Jan Kramer, Vorstand im ALM und Sprecher der AG Versorgungsforschung. Wichtig sei aber zu wissen, dass Antikörper frühestens zwei Wochen nach Beginn typischer Symptome von Covid-19 nachweisbar werden und aktuell noch nicht ungezielt bei der gesamten Bevölkerung mit der Frage nach Immunität eingesetzt werden sollten. Antikörpertests brauchen eine hohe Zuverlässigkeit, Gesunde und Erkrankte zu trennen. Daher seien der gezielte Einsatz und die Bewertung der Testspezifika zunächst entscheidend. „Sobald diese Voraussetzungen erfüllt sind, werden wir als akkreditierte Labore unseren Anteil dazu beitragen, dass diese Tests zielgerichtet auch breit eingesetzt werden können“, so Prof. Kramer. Dringend abzuraten sei vom Einsatz sogenannter Antikörper-Schnelltests, deren Testqualität häufig sehr fraglich sei. Zuletzt hatte die Weltgesundheitsorganisation sogar vor gefälschten medizinischen Tests in diesem Bereich der Labordiagnostik gewarnt.
Die fachärztlichen Labore tun ihrerseits alles, um die Versorgung in Zeiten von COVID-19 zu sichern und weiterzuentwickeln. Gleichzeitig nehmen auch die Labore des ALM die Auswirkungen der Pandemie deutlich wahr: Arztpraxen müssen schließen oder Patienten trauen sich aus Angst vor Ansteckung nicht mehr zum Arzt: „Während die Corona-Testung täglich zunimmt, sehen wir einen dramatischen Rückgang in anderen Bereichen der Labordiagnostik“, erklärte Evangelos Kotsopoulos, Vorstand im ALM e.V.: So wurden im März 2020 bis zu 50 Prozent weniger Laboruntersuchungen angefordert. Diese Veränderungen beträfen sowohl Patient*innen mit akuten und chronischen Erkrankungen als auch Präventionsleistungen wie das Screening auf Darmkrebs oder HPV.
„Wir sehen, dass in der Pandemie-Zeit medizinisch wichtige Untersuchungen nicht oder später veranlasst werden“, so Kotsopoulos. Fachärztliche Labore hätten jedoch trotz geringerer Auslastung in diesen Bereichen gleichbleibende Fixkosten. „Und das kann wegen der besonderen Erfordernisse auch nicht durch Mehrarbeit durch die COVID-19-Pandemie ausgeglichen werden.“ Die Mitglieder des ALM e.V. appellieren deshalb an das Bundesgesundheitsministerium und die ärztliche Selbstverwaltung: „Labore benötigen wie die Krankenhäuser eine klare Regelung zur wirtschaftlichen Absicherung.“ In dem Maße, wie die Labore insbesondere in Zeiten der Corona-Pandemie die Versorgung mit wichtiger Diagnostik sicherten, müsse auch die Zukunft der Labore gesichert sein.
Weitere Informationen zum Coronavirus und Maßnahmen finden Sie insbesondere hier:
Robert-Koch-Institut: www.rki.de
Bundesministerium für Gesundheit: www.bmg.bund.de
Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV): www.kbv.de